Re-Visionen der Zeitlichkeit.

Zur Explikation impliziter Zeitlichkeit im abstrakten Bild.


„Re-Visionen der Zeitlichkeit“ untersucht die zeitliche Bedingtheit sowie die Spezifität abstrakter Bilder. Abstraktion wird dabei als bildliche Verfahrensweise gefasst, die – sowohl auf Produktions- als auch auf Rezeptionsebene – nicht zunächst rein intellegibel, sondern immer auch sinnlich vollzogen wird. Zeitlichkeit gilt dabei als eine irreduzible Facette des Sinnlichen, welche in jeden Herstellungs- und Erfahrungsprozess eingeschrieben ist.
Welche verschiedenen Dimensionen von Zeitlichkeit können im Bild beschrieben werden? Inwiefern zeigen sich diese in spezifischer Weise im abstrakten Bild?
Durch die Differenzierung einer Ebene expliziter Zeitlichkeit und impliziter Zeitlichkeit soll der Komplexität bildlicher Temporalität nachgegangen werden. Explizite Zeitlichkeit untersucht die Dimension der Bild-Erfahrung, während implizite Zeitlichkeit der temporalen Struktur des Bildes nachgeht. In den abstrakten Bildern Sol LeWitts findet sich ein besonderes Verhältnis von expliziter und impliziter Zeitlichkeit, insofern die implizite Zeitlichkeit hier explizit wird.
Das Ziel der Arbeit besteht darin, zu einem komplexen Verständnis von Abstraktion zu gelangen, das ihre sinnlichen und zeitlichen Bezüge aufweisen soll. Dabei wird vor einem phänomenologischen und dekonstruktivistischen Theoriehorizont das Werk des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt befragt. Dieser bietet mit seinen künstlerischen Arbeiten und mit seinen programmatischen Schriften eine doppelte Basis zur Untersuchung der Spezifität der Abstraktion und des abstrakten Bildes. In seinen seriellen Kompositionen zeigt sich in der kontextuellen (zeitlichen) Rückgebundenheit der Variantenreichtum von scheinbar „simple and readily available forms“.